Ehe ohne Trauschein

FondamentalText: Ehe ohne Trauschein

Die Zahl der Eheschließungen geht seit einigen Jahren in Deutschland zurück. Während im Jahr 1976 noch 510.318 Paare in Deutschland (Bundesrepublik und DDR) die Ehe eingingen, waren es im Jahr 2006 nur noch 373.681. Viele Paare binden sich heute ohne Trauschein in einer eheähnlichen Gemeinschaft (umgangssprachlich auch „ wilde Ehe“ oder Lebensabschnittspartnerschaft genannt), in der Schweiz als Konkubinat bezeichnet, oder gehen Partnerschaften und Liebeszeichnungen mit geringerer Verbindlichkeit ein. Dies kann teilweise mit dem gesellschaftlichen Wertewandel und der Emanzipation der Frau erklärt werden.

Zum Beispiel sieht die Anthropologin Helen Fischer eine Hauptursache in der zurückgehenden gegenseitigen Abhängigkeit der Partner, durch die bessere Ausbildung und größere ökonomische Selbstständigkeit von Frauen verursacht, was Strategien der Fortpflanzung und Familienbildung neu aktiviert, die schon seit der Frühgeschichte der Menschheit bestehen.

Doch verweisen manche Familiensoziologen darauf, dass vor dem 19. Jahrhundert die Lage statistisch ähnlich war und dass die soziale Bedeutung der Ehe deswegen nicht unbedingt gemindert werde.

De facto sind unverheiratete Paare nur in wenigen Ländern verheirateten gleichgestellt.

Auch eine gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft, die sich an der traditionellen Ehe orientiert, kann als Ehe bezeichnet werden. Dadurch die rechtlichen Möglichkeiten der offiziellen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften schränkt sie die Verwendung mehr auf solche Rechtsinstitute ein.

Worterklärung

  • Die Eheschließung(-en): die Heirat

  • Die Ehe eingehen: contracter un mariage

  • Der Trauschein(-e) l'acte de mariage

  • Eheähnliche Gemeinschaft: le concubinage

  • Die Verbindlichkeit: l'engagement

  • Der Wertewandel: le changement des valeurs

  • Die Fortpflanzung: la reproduction

  • Die Frühgeschichte: la préhistoire

  • Auf etwas verweisen. Faire référence à quelque chose

  • Mindern: diminuer