Burkina Faso: Von der Schulbank in die Goldmine

Burkina Faso: Von der Schulbank in die Goldmine

Textarbeit

Nach eigenen Angaben ist es das Ziel des Ministeriums für Bildung und Alphabetisierung, in Burkina Faso 72 Prozent der Kinder einzuschulen. 34 Prozent der Burkiner sollen lesen und schreiben können. Doch der örtliche Elternverband berichtet, dass während des laufenden Schuljahrs allein im Zentralen Norden mehr als 3.000 Kinder die Schule vorzeitig verlassen haben. 15 Prozent der Abbrecher sind auf die Goldfelder abgewandert. "Wenn wir nicht aufpassen, setzen wir unsere Bildungsziele aufs Spiel", warnte der Bildungsexperte Albert Kaboré, Vorsitzender der Nichtregierungsorganisation 'Savoir', die sich für die Bildungsförderung im Land einsetzt.

"Ich habe letztes Jahr mitten in der 6. Klasse die Schule verlassen, und bin mit drei Freunden hierhergekommen, um nach Gold zu graben", sagte Issa Tinto. In den vergangenen vier Monaten hat er umgerechnet 31 US-Dollar verdient. Die Hälfte davon bekam seine Mutter. Das übrige Geld reichte, um seine abgerissene Kleidung gegen ein paar neue Stücke einzutauschen. Der 16-jährige Stéphane Bationo, der seit fünf Monaten nach Gold gräbt, hat sich für einen Verdienst von umgerechnet 70 Dollar ein Fahrrad gekauft. Er wäre lieber weiter zur Schule gegangen. "Doch als mein Vater starb, musste sich mein Onkel um viele Kinder kümmern und konnte das Schulgeld für mich nicht aufbringen", bedauerte er. Aktivisten und Behörden warnen vor dem zunehmenden Abwandern aus den Schulen, das die bildungspolitischen Bemühungen des westafrikanischen Landes gefährdet.

(...) Inzwischen hat das Sozialministerium einen nationalen Beirat beauftragt, Strategien für das Überleben, den Schutz und die Entwicklung der in den Minen und Steinbrüchen arbeitenden Kinder auszuarbeiten.

Für den Schulabbrecher Tinto steht schon heute fest: Er wird später einmal keines seiner Kinder in einer Goldmine arbeiten lassen. "Das ist viel zu gefährlich", betonte er.

Von Tiego Tiemtoré

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